Brauchen Engel immer Flügel?

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie später gepflegt werden möchten? Nach der Stoppuhr oder mit etwas mehr Zeit für ein Gespräch, ein Lächeln oder eine tröstende Umarmung?
In den Medien ist das Thema „Pflege“ schon seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken, meist mit negativen Beispielen behaftet und einfach nur als teuer abgestempelt. Leider wird oft übersehen, dass es dabei immer um Menschen geht – nämlich um die Menschen, die begleiten und versorgen und die Menschen, die begleitet und versorgt werden. Wenn man überlegt, dass ein Hotelzimmer für eine Nacht oft mehr kostet als ein Pflegesatz pro Tag mit 24-stündigem Personaleinsatz, Unterkunft und Verpflegung und allen Nebenkosten, dann braucht man über die Kosten eigentlich nicht mehr zu Streiten.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Evangelischen Altenhilfe machen es sich seit nunmehr 46 Jahren zur Aufgabe, die uns anvertrauten Menschen im „Heim-Alltag“ zu begleiten und ihnen ein neues Zuhause zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen können und mit allen Beschwerden und Einschränkungen in ihrer Einzigartigkeit angenommen werden.
Dies bedeutet für uns alle ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, Empathie, Wärme, Toleranz, Humor, Respekt, Wertschätzung und Menschenliebe in allen Teams. Ob Hauswirtschaft, Haustechnik, Sozialer Dienst, Pflege oder Verwaltung.
In vergangenen Ausgaben des Boten wurden bereits das Team der Hauswirtschaft und des Sozialen Dienstes vorgestellt. Heute möchten wir näher auf unsere pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingehen und deren Arbeit einmal für Sie anschaulich darstellen.
Der Altenpflegeberuf hat sich in den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren vielseitigen sozial-pflegerischen und geriatrisch-pflegerischen Beruf mit vielen verschiedenen Aufgabengebieten entwickelt. Künftig wird die Ausbildung in der Pflege einheitlicher. Als ausgebildete/r „Pflegefachfrau“ oder „Pflegefachmann“ ist es möglich, zukünftig in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege zu arbeiten.
Der Beruf gewinnt zukünftig immer mehr an Bedeutung für die Versorgung alter Menschen, die nicht mehr alleine leben können. Für den größten Teil der Gesellschaft entspricht dieser Beruf jedoch leider nicht dem Bild einer hochqualifizierten Leistung, sondern leider eher dem Bild „Pflegen kann doch jeder“!

Altenpflege ist Arbeit mit und am alten Menschen

Es ist Arbeit mit den Händen, mit Herz und Verstand! Heutzutage orientiert sie sich an den speziellen, individuellen Bedürfnissen und Problemen älterer Menschen. Dabei ist das Ziel, die Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit eines jeden Einzelnen so lange wie möglich zu erhalten. Den Umgang mit den Menschen so auszurichten, dass der Pflegende das Gefühl hat, für sein Leben selbst verantwortlich zu sein, Entscheidungen zu treffen, aber trotzdem so viel Hilfe zu erhalten wie notwendig und nicht mehr wie nötig.
Darüber hinaus gehen wir in der Betreuung und Pflege immer Beziehungen mit den uns anvertrauten Menschen ein. Die Fähigkeit sich in Lebenssituation, Erlebnis- und Bedürfnislage des einzelnen Menschen zu versetzen, die mitunter durch Krankheit, Behinderung und Verlusterlebnisse geprägt ist, und Verständnis zu entwickeln, ist dabei unumgänglich.
Durch gegenseitiges Vertrauen und Akzeptanz wird eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen. Ein gezielter Umgang mit Nähe und Distanz verhindert gegenseitige Abhängigkeit.
Die professionelle Pflege bzw. ganzheitliche pflegerische Betreuung erfordert fachliches Wissen und eine hohe Kompetenz und macht sie zu dem, was sie ist: eine hochqualifizierte Tätigkeit mit folgenden Aufgabenbereichen:

  • Pflege und Mitwirkung bei der Behandlung und Rehabilitation kranker, pflegebedürftiger und behinderter alter Menschen
  • Hilfe zur Erhaltung und Aktivierung der eigenständigen Lebensführung einschließlich der Förderung sozialer Kontakte
  • Betreuung und Beratung älterer Menschen in ihren persönlichen und sozialen Angelegenheiten
  • Gesundheitspflege und Ausführung ärztlicher Verordnungen
  • Erhaltung und Wiederherstellung individueller Fähigkeiten im Rahmen geriatrischer und gerontopsychiatrischer Rehabilitationskonzepte
  • Gesundheitsvorsorge einschließlich Ernährungsberatung
  • Begleitung Schwerkranker und Sterbender
  • Einbeziehung von Angehörigen und wichtigen Kontaktpersonen
  • Freizeitgestaltung und Ausrichtung von Gemeinschaftsveranstaltungen

Altenpflege wird als Dienstleistung verstanden und beinhaltet den Begriff „dienen“. Das bedeutet für jemanden wirken, ihm zu helfen, für ihn da sein – ja, auch oftmals ihn zu schützen. Sie orientiert sich an den Wünschen und Bedürfnissen unserer alten Menschen sowie an der Qualität unserer Dienstleistung. Dazu gehören Höflichkeit, Verlässlichkeit, Verständnis, Kommunikationsfähigkeit und -bereitschaft, Glaubwürdigkeit und Sicherheit.
Diesen wertvollen Dienst leisten hier in unserer Evangelischen Altenhilfe Tag für Tag unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege und auch die Mitarbeiter in allen anderen Bereichen zum Wohle unserer uns anvertrauten Menschen mit viel Herz und Liebe!
Man muss nicht unbedingt ein Engel mit Flügeln sein, um anderen Menschen das Gefühl zu geben, gebraucht und geliebt zu werden. In den Augen der Menschen, denen man das Gefühl gibt, wird man jedoch zu einem Engel – auch ohne Flügel!